Immer mehr Menschen möchten den Konsum tierischer Lebensmittel im Alltag bewusst reduzieren oder ganz darauf verzichten. Viele greifen zu pflanzlichen Alternativen – so auch bei der Milch.
Die Beweggründe sind verschieden: Für einige stehen ökologische, gesundheitliche oder ethische Gründe im Vordergrund, andere haben eine Unverträglichkeit oder Allergie und viele möchten einfach mal etwas Neues ausprobieren. Pflanzliche Alternativen zu Kuhmilch boomen. Das Sortiment reicht von Soja-, Hafer-, Mandel-, Kokos- bis zu Reisdrink, weitere Sorten, z.B. auf der Basis von Lupinen kommen laufend dazu. Worin unterscheiden sich die Produkte aus gesundheitlicher Sicht, wie werden sie hergestellt und wie sieht es mit dem ökologischen Fussabdruck aus? Wir werfen einen Blick auf Kuhmilch, Soja-, Hafer-, Mandel- und Reisdrinks.
Kuhmilch
Kuhmilch ist ein wichtiger Eiweiss- und Calciumlieferant und liefert weitere Nährstoffe wie zum Beispiel die Vitamine A, B2 und B12. Kuhmilch enthält natürlicherweise Laktose (Milchzucker). Bei der Kuhmilch gibt es verschiedene Varianten mit unterschiedlichem Fettgehalt: Die standardisierte Vollmilch enthält mindestens 3.5 % Fett, die entrahmte Milch enthält einen Fettanteil zwischen 0.5 bis 2.7 %. Die fettreduzierte Variante enthält weniger Energie aber auch weniger fettlösliche Vitamine als die Vollmilch. Preislich gesehen ist Kuhmilch im Vergleich zu pflanzlichen Alternativen oftmals deutlich günstiger. Die Umweltbelastung der Kuhmilch ist – bis auf Cashew-Milch – höher als bei allen anderen Pflanzendrinks. Vergleicht man Vollmilch mit der fettreduzierten Trinkmilch (2,7 %), so ist die Umweltbelastung von Trinkmilch ca. 10 % geringer.
Pflanzliche Alternativen zu Kuhmilch
Für die Herstellung von Milchersatzprodukten auf pflanzlicher Basis werden Getreide (z.B. Hafer, Reis), Nüsse (z.B. Mandeln, Kokosnüsse) und Hülsenfrüchte (z.B. Sojabohnen, Lupinen) verwendet. Häufig werden die Getränke mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert und manchmal auch Öl, Zucker und Salz zugesetzt. Um festzustellen, woher die verwendeten Rohstoffe wie Sojabohnen oder Hafer kommen und wie sie angebaut wurden, lohnt sich ein genauer Blick auf die Verpackung – Zutatenliste, Angaben zu den Herkunftsländern und Label sind gute Entscheidungshilfen.
Soja: Bei der industriellen Herstellung von Sojamilch werden die getrockneten Bohnen in Wasser eingeweicht, fein püriert und anschliessend gefiltert. Um die daraus entstandene Sojamilch haltbar zu machen wird sie ultrahocherhitzt. Oft werden danach Mineralstoffe wie z.B. Calcium, Vitamine oder Zucker zugesetzt.
Hafer: Haferflocken werden in Wasser eingeweicht und püriert. Der entstandene Haferbrei wird fermentiert und danach gefiltert. Häufig werden Calcium und Stabilisatoren zugesetzt, anschliessend wird der Haferdrink durch Ultrahocherhitzen haltbar gemacht.
Mandel: Bei der Herstellung von Mandeldrinks werden frisch gemahlene und angeröstete Mandeln mit heissem Wasser übergossen. Die Mandelmasse zieht mehrere Stunden und wird dann gefiltert.
Reis: Für die Herstellung von Reisdrinks wird Reis gekocht, püriert, mit Wasser vermischt, gefiltert und anschliessend fermentiert. Dabei entsteht eine wässrige, weisse Flüssigkeit. Auch hier fügen manche Hersteller Calcium, Aromen oder Zucker hinzu.
Soja: Sojadrinks enthalten mehr als 90 % Wasser. Der Sojaanteil beträgt etwa 8 %, manchmal werden weitere Zutaten hinzugefügt, wie Zucker, Salz, Nahrungsfasern oder Öl. Sojamilch besitzt ähnlich viel hochwertiges Eiweiss (3,3 g) und Fett (1,9 g) wie Kuhmilch. Allerdings enthalten die meisten Sojadrinks mehr natürlichen Zucker als Kuhmilch, im Schnitt 6 g.
Hafer: Hafer steckt natürlicherweise voller sättigender Nahrungsfasern. Diese und weitere Nährstoffe gehen jedoch grösstenteils bei der Verarbeitung verloren. So haben 100 ml Haferdrink fast kein Eiweiss (0,6 g) oder Fett (1,3 g). Dafür enthält Haferdrink 3,7 g Kohlenhydrate. Im Vergleich zu Kuhmilch ist der Gehalt an Nährstoffen sehr gering, daher wird Haferdrink häufig angereichert, z.B. mit Calcium und Vitamin B12.
Mandel: Positiv zeichnet sich der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Spurenelementen von Mandeldrinks aus. Weitere wertvolle Nährstoffe wie Eiweiss und Nahrungsfasern gehen jedoch beim Verarbeitungsprozess verloren. In 100 ml Mandeldrink stecken 1 g Fett, sehr wenig Eiweiss (0,4 g), kaum Zucker und Calcium, wobei letzteres oftmals hinzugefügt wird.
Reis: 100 ml Reisdrink enthalten 1 g Fett, 0,1 g Eiweiss und 3 g Kohlenhydrate. Die wertvollen Nährstoffe von Reis gehen bei der Verarbeitung verloren.
Soja: Soja ist eine Leguminose (Hülsenfrucht), deren Wurzeln klimaschädlichen Stickstoff aus der Luft binden und im Boden speichern können, was sich positiv auf das Klima und die Bodenqualität auswirkt. Aber Soja ist nicht gleich Soja, es hängt davon ab, woher die Sojabohnen kommen. In Brasilien werden für den Sojaanbau gigantische Flächen Regenwald gerodet und der Anteil an gentechnisch veränderten Sojabohnen beträgt in Brasilien 94 % und in den USA sogar 97 %. Der grösste Teil dieser Sojabohnen wird als Futtermittel verwendet. Nur eine sehr kleine Menge wird zu Produkten wie Tofu, Sojadrinks oder -joghurts verarbeitet. Beim Kauf dieser Produkte empfiehlt es sich auf die Herkunft zu achten und Produkte zu wählen, die mit Sojabohnen aus der Schweiz oder aus Europa hergestellt wurden. Diese sind weder gentechnisch verändert, noch musste dafür Regenwald gerodet werden. Im Vergleich zu Kuhmilch ist bei Europäischem und Schweizer Soja die Umweltbelastung im Durchschnitt etwa 27 % geringer.
Hafer: Hafer ist eine genügsame Pflanze. Sie stellt kaum Ansprüche an den Boden und benötigt keinen Dünger und keine Pestizide. Zudem bevorzugt Hafer das kühle und feuchte Klima der nördlichen Breiten. Somit kann Hafer in der Schweiz angebaut werden, was die Transportwege kurz hält. Der Hafer für die Haferdrinks stammt jedoch meistens nicht aus der Schweiz sondern aus Europa. Trotzdem ist die Umweltbelastung von Haferdrinks vom Anbau bis zur Verarbeitung im Vergleich zu Kuhmilch gering und stellt daher aus ökologischer Sicht eine geeignete Alternative zur Kuhmilch dar. Die Umweltbelastung ist etwa 31 % geringer als bei Kuhmilch.
Mandel: Mandeln werden vor allem in Kalifornien und Spanien angebaut. Ihre Herstellung benötigt viel Wasser, dies führt in diesen – von Wasserknappheit betroffenen Anbauländern – zu regelmässigen Dürren. Der Wasserverbrauch ist mehr als 10-mal so gross als bei anderen Pflanzendrinks. Deshalb weisen Mandeldrinks einer eher schlechte Ökobilanz auf. Dennoch ist die Umweltbelastung etwa 35 % geringer als bei Kuhmilch.
Reis: Reis wird vorrangig in Asien angebaut, die Transportwege sind weit. Der Anbau von Reis verbraucht ähnlich viel Wasser wie der von Mandeln. Zudem setzten Reisfelder beim Nassanbau klimaschädliches Methan frei. In vielen asiatischen Anbaugebieten werden zudem Pestizide eingesetzt. Deshalb ist die Ökobilanz von Reisdrinks nicht sehr gut, aber immer noch besser als die von Kuhmilch. Die Umweltbelastung ist etwa 22 % geringer als bei Kuhmilch.
Fazit
Pflanzliche Alternativen zu Kuhmilch haben eine bessere Ökobilanz als Kuhmilch und sind geschmacklich vielfältig, sie können jedoch ernährungsphysiologisch nicht alle mithalten. Sojadrinks aus Europäischen Sojabohnen, welche mit Calcium und idealerweise mit Vitamin B2 und B12 angereichert wurden, stellen sowohl aus ökologischen als auch aus gesundheitlichen Gründen eine gute Alternative zu Kuhmilch dar, gerade was den Proteingehalt und die -qualität betrifft. Sojadrink lässt sich beispielsweise im Müsli, geschäumt im Cappuccino oder in Smoothies einsetzten. Auch Haferdrinks stellt aus ökologischer Sicht eine gute Alternative dar. Jedoch weisen Haferdrinks einen niedrigen Protein- und Calciumgehalt auf, weshalb sie Kuhmilch nicht als Proteinkomponente oder Calciumlieferant ersetzten sollte. Die Zutaten für Mandel- und Reisdrinks haben einen langen Transportweg hinter sich, deren Anbau benötigt viel Wasser und belastet die Umwelt. Auch aus gesundheitlicher Sicht bieten sie keine Vorteile.
Kuhmilch weist zwar verglichen mit den Pflanzendrinks eine schlechtere Ökobilanz auf, pro Proteinportion schneidet Kuhmilch aber im Vergleich zu den Pflanzendrinks gar nicht so schlecht ab, wie eine im Auftrag von WWF Schweiz veröffentlichte Studie (siehe Link unten) gezeigt hat. Lediglich der Sojadrink schneidet pro Proteinportion noch besser ab als die Kuhmilch. Bei der Wahl der Kuhmilch, empfiehlt es sich, Milch aus biologischer / biodynamischer Produktion oder graslandbasierter Herstellung zu wählen, diese bewusst zu konsumieren und nicht zu verschwenden.
Fazit
Pflanzliche Alternativen schneiden aus Umweltsicht besser ab als Kuhmilch und sind geschmacklich vielfältig, sie können jedoch ernährungsphysiologisch nicht immer mithalten. Sojamilch aus inländischen oder europäischen Sojabohnen, welche mit Calcium und idealerweise mit Vitamin B2 und B12 angereichert wurde, stellt sowohl aus ökologischer als auch aus gesundheitlicher Sicht eine gute Alternative zu Kuhmilch dar, gerade was den Proteingehalt und die -qualität betrifft. Sie lässt sich beispielsweise im Müsli, geschäumt im Cappuccino oder im Smoothie einsetzten. Auch Hafermilch stellt aus ökologischer Sicht eine gute Alternative dar. Jedoch weist Hafermilch einen niedrigen Protein- und Calciumgehalt auf, weshalb sie Kuhmilch nicht als Proteinkomponente oder Calciumlieferant ersetzten sollte. Die Zutaten für Mandel- und Reisdrinks haben einen langen Transportweg hinter sich, deren Anbau benötigt viel Wasser und belastet die Umwelt. Auch aus gesundheitlicher Sicht bieten sie keine Vorteile.
Kuhmilch weist zwar verglichen mit den Pflanzendrinks eine schlechtere Ökobilanz auf, pro Proteinportion schneidet Kuhmilch aber im Vergleich zu den Pflanzendrinks gar nicht so schlecht ab, wie eine im Auftrag von WWF Schweiz veröffentlichte Studie (siehe Quelle 1) gezeigt hat. Lediglich der Sojadrink schneidet pro Proteinportion noch besser ab als die Kuhmilch. Bei der Wahl von Kuhmilch empfiehlt es sich, Milch aus biologischer / biodynamischer Produktion oder graslandbasierter Herstellung zu wählen, diese bewusst zu konsumieren, die empfohlenen 3 Portionen Milch inkl. Milchprodukte pro Tag nicht zu überschreiten und Milch nicht zu verschwenden.
Quellen und Links:
- Ökobilanz von Kuhmilch und pflanzlichen Drinks. M. Bussa, M. Eberhart, N. Jungbluth, Ch. Meili (2020). ESU- services GmbH im Auftrag von WWF Schweiz
- Steckbrief Milch- und Käseersatz, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE, 2022
- Es werde… Milch! C. Litz, Greenpeace magazin 4.19
- Vegane Lebensmittel – Pflanzliche Alternativen zu Fleisch, Milch, Ei, BzfE, 2021
- Aus Hafer, Mandeln und Co – Milchersatzprodukte erklärt, BzfE, 2020
- Pflanzenmilch als Milchersatz, utopia